# KI-Influencer und Deepfake-Persönlichkeiten Der Aufstieg von Künstlicher Intelligenz hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie wir Informationen verarbeiten, sondern auch, wie wir mit digitalen Persönlichkeiten interagieren. Ein prominenter Trend ist das Aufkommen von vollständig virtuellen Influencern und Deepfake-Persönlichkeiten, die durch KI-gestützte Bild- und Videoerzeugung in sozialen Medien auftreten. Diese digitalen Entitäten verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und werfen wichtige Fragen bezüglich Authentizität, Marketing und psychologischer Auswirkungen auf. ## Ursprung und Beschreibung des Phänomens Virtuelle Influencer sind computergenerierte Charaktere, die menschliche Eigenschaften, Persönlichkeiten und Lebensstile imitieren. Sie agieren auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube, interagieren mit Followern und werben für Marken. Deepfake-Technologie ermöglicht es zudem, realistische Videos und Bilder von nicht existierenden Personen oder manipulierten Aufnahmen von realen Personen zu erstellen, die kaum von echten Aufnahmen zu unterscheiden sind. * **Virtuelle Influencer:** Diese Figuren werden von Teams aus Künstlern, Programmierern und Marketingexperten erschaffen und gesteuert. Sie haben oft eine detaillierte Hintergrundgeschichte, spezifische Interessen und eine sorgfältig kuratierte Online-Präsenz. Das bekannteste Beispiel ist Lil Miquela, eine komplett computergenerierte „19-jährige Robot“-Instagram-Figur, die Millionen von Followern hat und für Luxusmarken wirbt [1]. * **Deepfake-Persönlichkeiten:** Hierbei handelt es sich um die Anwendung von Deepfake-Technologie, um überzeugende digitale Abbilder von Personen zu schaffen, die für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können, von Unterhaltung bis hin zu Betrug (siehe Subseite zu KI-Betrug). ## Psychologische Erklärungsansätze Die psychologische Anziehungskraft von KI-Influencern und Deepfake-Persönlichkeiten ist vielschichtig: * **Parasoziale Beziehungen:** Nutzer entwickeln oft parasoziale Beziehungen zu Influencern, d.h. einseitige emotionale Bindungen, die denen in realen Beziehungen ähneln. Virtuelle Influencer sind so konzipiert, dass sie diese Beziehungen fördern, indem sie scheinbar authentische Geschichten erzählen und soziale Werte teilen. Die Illusion von Authentizität, auch wenn sie inszeniert ist, kann starke Bindungen schaffen. * **Idealbilder und Perfektion:** Virtuelle Influencer können perfekt gestaltet werden, frei von den Unvollkommenheiten und Skandalen, die menschliche Influencer plagen können. Dies ermöglicht es ihnen, konsistent ein Idealbild zu präsentieren, das für Follower attraktiv ist und für Marken Vorteile bietet. * **Kontrollierbarkeit und Risikominimierung für Marken:** Für Unternehmen bieten virtuelle Influencer den Vorteil, dass sie komplett steuerbar sind. Sie können Markenbotschaften treu verbreiten, skandalfrei auftreten und über lange Zeiträume „leben“ (existieren). Dies minimiert das Risiko für Marken und ermöglicht eine präzise Steuerung der Marketingbotschaft. * **Neugier und Neuheit:** Die Neuheit und die technologische Faszination von KI-generierten Persönlichkeiten ziehen ebenfalls Aufmerksamkeit an. Menschen sind von der Fähigkeit der KI, so realistische Figuren zu schaffen, fasziniert. ## Fallbeispiele und Belege * **Lil Miquela:** Mit rund 2,9 Millionen Followern auf Instagram ist Lil Miquela das Paradebeispiel für einen erfolgreichen virtuellen Influencer. Obwohl sie keinen Schatten auf ihren Fotos besitzt – ein Hinweis darauf, dass sie „nicht existiert“ – haben Millionen von Followern ihr Bild als reale Person angenommen und interagieren mit ihr [1]. * **Shudu Gram:** Neben Lil Miquela gibt es zahlreiche weitere virtuelle Influencer wie Shudu, die die Marketingwelt besetzen und zeigen, wie weit dieser Trend bereits fortgeschritten ist [2]. * **Deepfake-Skandale:** Narrative Angriffe und Deepfake-Skandale, die Prominente betreffen, zeigen die Bedrohung, die KI für die Unterhaltungsindustrie und die Personen dahinter darstellt [3]. Diese Fälle verdeutlichen, wie überzeugend Deepfakes sein können und welche Auswirkungen sie auf die öffentliche Wahrnehmung haben. ## Auswirkungen und Kontroversen Die Kunstwelt und Werbebranche diskutieren intensiv, welche Auswirkungen solche Deepfake-Persönlichkeiten auf die Authentizität von Influencer-Marketing haben. Die Debatte konzentriert sich auf mehrere Punkte: * **Authentizität und Vertrauen:** Wenn digitale Persönlichkeiten kaum von echten zu unterscheiden sind, stellt sich die Frage nach der Authentizität von Inhalten und der Glaubwürdigkeit von Influencern. Dies kann das Vertrauen der Konsumenten in Medien und Werbung untergraben [4]. * **Psychologische Auswirkungen auf Nutzer:** Studien zeigen, dass das Folgen von KI-basierten virtuellen Influencern zu einem Gefühl der Bedrohung der menschlichen Identität führen kann [5]. Dies deutet auf potenzielle negative psychologische Auswirkungen hin. * **Urheberrecht und Ethik:** Die Erstellung und Nutzung von Deepfakes wirft komplexe Fragen des Urheberrechts und der Ethik auf, insbesondere wenn die Abbilder realer Personen ohne deren Zustimmung verwendet werden. * **Arbeitsplatzverlust:** Die zunehmende Nutzung virtueller Influencer könnte langfristig Auswirkungen auf die Karrieremöglichkeiten menschlicher Influencer haben. ## Weiterführende Links * https://de.wikipedia.org/wiki/Lil_Miquela * https://en.wikipedia.org/wiki/Shudu_Gram * https://blackbird.ai/blog/celebrity-deepfake-narrative-attacks/ * https://www.psychologytoday.com/us/blog/decisions-in-context/202112/the-psychology-deepfakes * https://link.springer.com/article/10.1007/s00146-023-01832-9 * https://psycnet.apa.org/record/2025-26726-001 * https://arxiv.org/abs/2501.11433 * https://arxiv.org/abs/2502.15856